Warum die U-Untersuchungen so wichtig sind …

19 Mrz, 2022 | Experten, News

Es waren die ersten Termine, die unsere Babies hatten – die U-Untersuchungen. Vorgemerkt in einem bestimmten Zeitraum, wurden sie beim Kinderarzt/Kinderärztin untersucht, geimpft und geschaut, ob die Entwicklung des Alters entsprechend ist. Wir Eltern hatten nach der Untersuchung Zeit, der Kinderärztin oder dem Kinderarzt unsere Fragen zu stellen. Unsere Expertin, Dr. Esther Renoirte von der privatärztlichen Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin „Kinderärztinnen im Westend“, erzählt in ihrer Kolumne noch einmal genau, warum diese Untersuchungen so wichtig sind.

Als Kinder- und Jugendärztin freue ich mich, meine kleinen Patienten und Patientinnen in ihrer Entwicklung begleiten zu dürfen. Gerade in den ersten Lebensjahren machen sie gewaltige Entwicklungsschritte; daher gibt es eine Fülle von Vorsorgeuntersuchungen.Gleich nach der Geburt führen – in der Regel – die Geburtshelfern die U1 durch. Lebensbedrohliche und behandlungsbedürftige Erkrankungen müssen sofort erkannt werden. Der APGAR-Score wird erhoben; hier werden Aussehen, Herzfrequenz, Muskeltonus, Atmung und die Reflexe beurteilt.

Die U2 findet meist noch vor der Entlassung des Kindes und der Mutter aus der Geburtsklinik statt. Das Neugeborene wird nochmals vollständig und gründlich untersucht. Vitale Funktionen werden beurteilt und der Reifegrad bestimmt. Im Gespräch mit den Eltern werden Gesundheitsrisiken ausführlich besprochen.

In der Praxis lerne ich das Neugeborene und seine Eltern in der Regel erst zur U3 mit 4/5 Wochen kennen und versuche dann eine vertrauensvolle Beziehung mit der Familie aufzubauen. Im Gespräch erfahre ich wichtige Informationen über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett   sowie Ernährung, Schrei- und Schlafverhalten des Babys und ermutige die Eltern selbst Fragen zu stellen.

Ich gewinne einen Eindruck von der Befindlichkeit von Kind und Eltern und erfasse den Gesundheitszustand des Kindes. Ein wichtiger Bestandteil aller Vorsorgeuntersuchungen ist die Beratung bezüglich Ernährung, Impfungen, Unfallverhütung und Prävention von Krankheiten.

In den weiteren Vorsorgeuntersuchungen im Säuglings- und Kleinkindalter (U4-U8) überprüfe ich die altersentsprechende Entwicklung des Kindes. Ich untersuche die Organe, Sinnesorgane (insbesondere Sehen und Hören) und die Haut. Des Weiteren kontrolliere ich Wachstum, Motorik und das Nervensystem. Ebenfalls teste die Entwicklung der Sprache, der Feinmotorik und der Körperbeherrschung des Kindes. Ich verschaffe mir einen Überblick über die soziale und emotionale Kompetenz des Kindes und die Interaktion mit den Eltern. Bei Auffälligkeiten sorge ich für die weitergehende, gezielte Diagnostik und Therapie.

Die U9, die mit 5 Jahren stattfindet, hat als Schwerpunkt die Überprüfung der individuellen Entwicklung und der Sozialisation des Kindes. Wie ist die Autonomieentwicklung des Kindes? Kann es außerhalb der Familie Beziehungen aufbauen, sich in Gruppen einordnen und mit Gleichaltrigen spielen? Diese Fähigkeiten haben im Hinblick auf die Einschulung große Bedeutung.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der U9 – neben der körperlichen Untersuchung – ist die Erfassung der fein- und grobmotorischen Fähigkeiten, der Entwicklung von Sprache und Kommunikation, der intellektuellen Fähigkeiten sowie der Wahrnehmungsfunktionen (Sehen und Hören).

Beratung, insbesondere zur Ernährung, zum Medienkonsum, zu den Impfungen, der Unfallverhütung und Schulbereitschaft ergänzen die Vorsorgeuntersuchung.

Die U10 und die U11 sind zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen mit 7/8 und 9/10 Jahren. Neben dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Entwicklung des Kindes sind diese Termine wichtig, um die Vertrauensbeziehung zwischen Kinderarzt und Kindern zu erhalten. Ich möchte erfahren, ob es Probleme in der Schule, mit Freunden oder der Familie gibt. Die Kinder erleben mich als Kinderärztin im besten Fall als Vertrauensperson, an die sie sich bei Problemen und in Notsituationen wenden können. Ich unterhalte mich mit den Kindern über einen gesunden Lebensstil und motiviere sie zu Sport und gesunder Ernährung.

In den Jugendvorsorgeuntersuchungen J1 und J2 mit 12/13 und 16/17 Jahren überprüfe ich den allgemeinen Gesundheitszustand und die Pubertätsentwicklung. Wichtige Themen sind Pubertäts- und Sexualitätsstörungen sowie psychosoziale Probleme. Im vertrauensvollen Gespräch – auch ohne Eltern – besprechen wir Schulleistungsprobleme, Berufswahl, Probleme mit Familie und Freunden sowie gesundheitsschädliches Verhalten wie Rauchen, Drogen- oder Alkoholkonsum.

Mit dem 18. Geburtstag verabschiede ich meine Patienten in die Erwachsenenmedizin und hoffe ihnen eine gute kinderärztliche Begleiterin gewesen zu sein.

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